Flüchtlingswohnheim Hagelstauden St. Georgen
 
Projekttitel
Bildertausch II - Interkultureller Austausch von Erinnerungen und Erfahrungen
Ziel
In unserem Kunstprojekt „ Bildertausch II“ kommen professionelle bildende Künstler aus Afghanistan und Deutschland zusammen, um in regelmäßigen Teamtreffen gemeinsam mit Jugendlichen und Erwachsenen verschiedener Herkunftsländer Möglichkeiten bildkünstlerischer Verfahren und des achtsamen Umgangs mit (eigenen und fremden) Identitäten auszuloten.
Finanzierung
Bildertausch II wird finanziell gefördert durch den Innovationsfond Baden-Württemberg, Ministerium für Forschung, Wissenschaft und Kunst Baden-Württemberg, Stuttgart
Anlass
Wie können Heranwachsende, wie Erwachsene mit Migrationshintergrund künstlerisch begleitet und darin angeleitet werden, ihre persönlichen Erfahrungen im Spannungsfeld von Herkunftskultur und Mehrheitsgesellschaft zu artikulieren und sich darüber auszutauschen - und zwar gerade unter der vielfach erschwerenden Bedingung, der deutschen Herkunftssprache nur begrenzt mächtig zu sein? Wie von selbst bieten sich bildnerische Ausdrucksmöglichkeiten an – aber wie genau kann das gehen?

In Fortsetzung von Bildertausch I kooperieren wir mit der Albert-Schweitzer-Schule II in Freiburg Landwasser.
Ansprechpartner
Richard Schindler, Laila Sahrai (Freie Landesakademie Kunst); Tine Kaiser (Soziale Dienste Flüchtlingswohnheim)
Was getan wurde
Was wir (noch) nicht sagen können, können wir zeigen. Unter diesem Motto arbeiteten wir mit Erwachsenen, Kindern und Jugendlichen im Flüchtlingswohnheim Hagelstauden, St. Georgen. Im Flüchtlingswohnheim Hagelstauden lebten im Projektzeitraum 67 Personen, davon 33 Kinder im Alter von 0-17 Jahren. Die meisten Bewohnerinnen und Bewohner waren erst kürzlich zugewiesen worden: aus dem Kosovo, Bosnien, Serbien, Mazedonien, Irak und Nigeria. Viele der aus dem ehemaligen Jugoslawien stammenden Familien gehören der ethnischen Minderheit der Roma an. Die Kinder besuchen die örtlichen Schulen und Kindergärten.

Grundidee war, gemeinsam Bilder entstehen zu lassen: Und zwar ohne jegliche Vorgaben. Annahme war, dass sich unter geeigneten Bedingungen, die zu schaffen wir angetreten sind, von ganz alleine diejenigen Themen oder Inhalte ins Bild setzen würden, die unsere Projektpartner aktuell beschäftigen. Auf diese Weise könnte sichtbar werden, was sich überhaupt nicht, oder noch nicht, in gemeinsamer Sprache artikulieren lässt. Unausgesprochenes Leitmotiv des Projekts: Was wir nicht sagen können, können wir zeigen.

Wir verbanden damit die Hoffnung, dass die gemeinsame Projektzeit und die bildnerischen Arbeitsergebnisse Anlass sein werden, sich - wie auch immer – gegenseitig zu unterrichten, sich zu befragen und sich weitergehend auszutauschen. Für die am Projekt Beteiligten ergäbe sich daraus ein unmittelbarer Lebensweltbezug. Und soweit es zur Teilnahme an unserem Projekt keinerlei Voraussetzungen bedarf und alle herzlich eingeladen sind sich zu beteiligen, ist Zugänglichkeit, auch für sogenannte bildungsferne Schichten, gewährleistet .

Unser Projekt war auch diesmal ein großer Erfolg! Wieder haben wir - außer den erwünschten und erhofften Projektzielen - zur Kenntnis nehmen müssen, wie notwendig unser Angebot tatsächlich ist.

Wir haben Erwachsenen im Flüchtlingswohnheim zeigen können, wie Bilder professionell gefertigt werden können. Vom Herstellen der Keilrahmen, dem Spannen und Grundieren der Leinwände bis zur Präsentation in einer Ausstellung – verbunden mit hinreichend Zeit und Gelegenheit, sich zu informieren, sich zu orientieren, sich über einzelne Arbeitsschritte und insbesondere über das eigene bildnerische Anliegen klarer zu werden.

Der Hausmeister und der soziale Dienst im Flüchtlingswohnheim waren im Vorfeld über unser Angebot informiert und um aktive Beteiligung und Unterstützung gebeten worden. Alle haben unseren Projektvorschlag spontan begrüßt und jede mögliche Unterstützung zugesagt.

In ersten Planungsgesprächen erörterten wir, wie viele Personen maximal teilnehmen sollten. Es war nahe liegend, gezielt diejenigen anzusprechen, die erst seit kurzem in Deutschland sind. Mit Rücksicht auf die im Projekt zu nutzenden Räumlichkeiten haben wir die Anzahl der Teilnehmenden auf maximal 12 begrenzt. Außerdem konnten wir uns darauf einigen, dass es der intendierte Sache gemäß ist, die gemeinsame Arbeit in einer Projektwoche zusammen zu fassen.

Auf diese Weise konnten wir eine intensive, konzentrierte und kontinuierliche Tätigkeit fördern. Zugleich konnte mit diesem Format kenntlich werden, dass unser Angebot etwas Besonderes ist und persönliches Engagement Aller voraussetzt: - uns selbst eingeschlossen.

Eine öffentliche Präsentation der einzelnen Arbeitsergebnisse in der nahe gelegenen katholischen Kirche war ein beeindruckender Abschluss. Über das Projekt war in der örtlichen Presse berichtet worden.